Rhein-Neckar-Zeitung vom 01.07.1994
von Wolfgang Brück
Immer Freitags um fünf versammelten sie sich auf dem Kirchplatz, um zu bolzen: Die Ministranten der Dreifaltigkeits-Kirche in Sandhausen. Pfarrer Linnemann drückte zwar beide Augen zu, doch auf Dauer wollte man nicht nur die Bälle gegen die Kirchenmauer treten, sondern sich mit anderen Mannschaften messen. Doch weil aller Anfang schwer ist, hagelte es für die Newcomer des FC Sandhausen zunächst mal Niederlagen. 2:13 gegen Schatthausen, 1:15 gegen den Heidelberger SC, 0:11 gegen Gauangelloch. Dennoch schloß der junge Verein seine erste Saison in der Kreisliga B mit einem ehrenvollen 13. Rang (unter 15 Mannschaften) ab. Tendenz: Steigend. „In unserer zweiten Runde wollen wir einen einstelligen Tabellenplatz belegen“, sagt Ralph Kirchhoff, mit 24 Jahren der jüngste Fußball-Präsident in Deutschland. Überhaupt sind die Kicker vom FC die junge Alternative zum arrivierten SV Sandhausen. Der Vorstand (Ralph Kirchhoff, Georg Kletti, Ronald Stoll, Thomas Fuhr, Bernd Pfeffer, Rainer Kraft und Stephan Rohm) ist mit einem Durchschnittsalter von 26 taufrisch, die Mannschaft soll ein Auffangbecken für A-Jugend-Spieler des SV Sandhausen sein, die nicht sofort den Sprung in die Oberliga schaffen. Das Verhältnis zum großen Ortsrivalen ist freundschaftlich. „Wir empfinden uns nicht als Konkurrenz zum SV“, sagt Betriebswirt Kirchhoff, „sondern freuen uns als Sandhäuser auch über Erfolge des Sportvereins.“